Eine Erneuerung der Stiegenhausbeleuchtung in mehrgeschoßigen Wohngebäuden ist dann sinnvoll, wenn eine Sanierung der Elektroanlage im gesamten Objekt erfolgt, oder die bestehende Stiegenhausbeleuchtung noch mit Glühlampen bzw. Energiesparlampen realisiert ist. Sehen wir uns diese beiden Situationen genauer an:

In unserem Blogbeitrag „Erneuerung der Elektrik in Bestandsgebäuden“ haben wir bereits die 3 wesentlichen Auslöser für eine Sanierung der Elektroanlage dargestellt. Kurz zusammengefasst sind das

  • Sanierung wegen Gefahr in Verzug
  • Sanierung wegen Alterung (betriebsgewöhnliche Lebensdauer von 40 Jahren überschritten)
  • Sanierung wegen wesentlicher Änderung

Erfolgt die Erneuerung der Stiegenhausbeleuchtung im Zuge einer Erneuerung der gesamten Elektrik, ist auch das Thema Sicherheitsbeleuchtung zu betrachten. Sehen sie dazu unsern Blogbeitrag Sicherheitsbeleuchtung bei Sanierung von Bestandsgebäuden.

Die Lichttechnischen Grundlagen sind in der Europäischen Norm EN 12464-1 festgelegt. Demnach ist in Treppenhäusern und Flure eine Mindestbeleuchtungsstärke von 100 Lux einzuhalten und vor Aufzügen eine Mindestbeleuchtungsstärke von 200 Lux einzuhalten.

Erneuerung der Stiegenhausbeleuchtung im Zuge einer Sanierung der Elektrik

Erfolgt eine Sanierung der Elektrik auf Grund von Alterung, also wenn die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer von 30 – 40 Jahren überschritten ist, können die bestehenden Elektroleitungen nicht weiterverwendet werden. Wenn eine unter Putz Verrohrung in Isolierstoffrohr vorhanden sind, kann diese für eine neue Verkabelung verwendet werden. Wenn diese noch in Metallrohr ausgeführt ist, kann diese für eine neue Verkabelung jedenfalls nicht verwendet werden. Auch alle Metalldosen oder „Rekord-Rahmen“, (das sind Klemmstellen die ohne Dose unter Putz verortet sind und nur mit einem Deckel abgedeckt sind) müssen durch Isolierstoffdosen ersetzt werden. Meist ist eine komplett neue unter Putz Verrohrung und Verkabelung sinnvoll, da man die Lichtauslässe nach Maßgabe der Beleuchtungsstärke und Gleichmäßigkeit der Beleuchtung optimieren kann.

Taster, Bewegungsmelder, Smart Lighting

Das 3-Minutenlicht

Die klassische Schaltung der Stiegenhausbeleuchtung in mehrgeschoßigem Wohnbau ist das umgangssprachlich genannte 3-Minutenlicht. Die Schaltung erfolgt mit einem Zeitrelaise welches über die im Haus vorhandenen Lichttaster angesteuert wird. Die Brenndauer ist einstellbar, ein weiteres Zeitrelaise schaltet in Zeiten von erhöhtem Verkehr auf Dauerlicht, ein Dämmerungsschalter lässt es nur dann in Betrieb, wenn es dunkel ist.

In vielen Anlagen wird diese Schaltungsart auch bei einer vollständigen Sanierung der Elektrik wieder umgesetzt. Die Technologie ist hundertausendfach bewährt, einfach in der Herstellung, wartungsarm, störungsarm und falls es doch zu einer Störung kommt, kann jeder Elektriker zur Störungsbehebung herangezogen werden. Weiters empfiehlt sich diese Schaltungsart besonders bei Installation einer Sicherheitsbeleuchtung. Die Erfahrung zeigt, dass in jenen Häusern, wo eine Sicherheitsbeleuchtung installiert wurde, die „normale“ Stiegenhausbeleuchtung kaum mehr eingeschaltet wird. Im Haus wohnende Personen empfinden die geringe Beleuchtungsstärke der Sicherheitsbeleuchtung häufig als angenehm, die „normale“ Stiegenhausbeleuchtung wird in vielen Fällen nur mehr abends oder zu Reinigungszwecke eingeschaltet, was eine deutliche Einsparung von Stromkosten mit sich bringt.

Ersetzt man die Lichttaster mit Bewegungsmelder ist der Einsparungseffekt jedoch ganz weg.

Bewegungsmelder

Ein qualitativ hochwertiger unter Putz Taster mit beleuchteter Wippe kostet rund 10 €. Ein hochwertiger unter Putz Bewegungsmelder kostet rund 60 €. Allein schon aus diesem Grund sehen wir den Lichttaster als Standardlösung für das Schalten der Stiegenhausbeleuchtung im mehrgeschoßigen Wohnbau an. Betreffend Sicherheit bzw. Sicherheitsgefühl hat der Bewegungsmelder jedoch einen Vorteil gegenüber dem Taster, ein Verstecken im Dunkeln nach Ablauf des 3-Minutenlichts ist mit dem Einsatz von Bewegungsmeldern nicht möglich.

LED-Leuchten moderner Bauart werden von der Industrie auch häufig schon mit Bewegungsmelder angeboten. Wir empfehlen diese Lösung in den Fällen, wo die unter Putz Installation noch in Metallrohren ausgeführt ist und im Sanierungsfall komplett erneuert werden müsste. Hier kann mit Leuchten mit integrierten Bewegungsmelder massiv an Installationskosten und Lärm- und Staubbelastung eingespart werden, da die Leitungen zu den Tastern entfallen. Aber wie bereits im Absatz 3-Minutenlicht erwähnt sollten Bewegungsmelder nicht mit einer Sicherheitsbeleuchtung kombiniert werden.

Smart Lighting

Smart Lighting bezeichnet vernetzte Beleuchtungseinrichtungen, die auf Veränderungen der Umgebung oder Nutzerwünsche reagieren und sich per App oder Sprachsteuerung steuern lassen. Die verwendeten Technologien sind derzeit Blootooth oder Mesh WLAN. Das kann in schwierigen Verhältnissen recht sinnvoll sein. Schaltungsart, Beleuchtungsstärke, Lichtfarbe, etc. können mit eine Handyapp parametriert werden. Leuchten Gruppen, wie Stockwerke oder das gesamte Treppenhaus können zusammengefasst und getrennt geschalten werden, besonders bewährt sich die Option ein ständig eingeschaltetes geringes (10%) Dauerlichts, dass bei Ansprechen eines Bewegungsmelder auf die volle Beleuchtungsstärke (100%) hochgefahren wird. Das wird meist als sehr angenehm empfunden, ist aber wieder bei Einsatz einer Sicherheitsbeleuchtung obsolet, das das geringe Dauerlicht (1 Lux) durch die Sicherheitsbeleuchtung realisiert ist.

Der Nachteil dieser Lösung ist, dass nur mehr Elektriker mit einer spezifischen Ausbildung die Programmierung und Parametrierung der Beleuchtungsanlage vornehmen können. Der deutlich erhöhte Komfort ist natürlich auch in der Anschaffung sowie im Betrieb erheblich teurer.

Eine weitere Unsicherheit sehen wir bei dem Thema Nutzungsdauer. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer einer Elektroanlage ist in etwa 30 Jahre. Ich kann mit großer Überzeugung sagen, dass eine Stiegenhaus Beleuchtungsanlage mit Lichttaster und 3 Minutenlicht die nächsten 30 Jahre ohne größere Probleme funktionieren wird. Diese Sicherheit fehlt bei Smart Lighting über diesen langen Zeitraum. Es gibt keine Garantie, dass die Technologien wie Blootooth, oder Mesh-WLAN diesen Zeitraum überleben werden.

Leuchten Auswahl

Der Auswahl der Leuchten für die Stiegenhausbeleuchtung kommt besondere Bedeutung zu. Klarerweise sollten die Leuchten LED-Leuchten sein, und als Material sollte nur Glas oder Polycarbonat ausgewählt werden. Aus Brandschutzgründen sollten keinesfalls Leuchten mit Acrylabdeckungen verwendet werden.

Aus Nachhaltigkeitsgründen sollte man Leuchten, bei denen der LED-Chip, also das Leuchtmittel selbst, getauscht werden kann, den Vorzug geben. Obwohl die theoretische Lebensdauer einer LED-Leuchte oft mit 100.000 Stunden angegeben ist, können LED-Leuchten durch verschiedene Ursachen kaputt werden. (Netzqualität, Spannungsspitzen, etc. ) Und wenn der LED-Chip fix mit er Leuchte verbaut ist, muss die gesamte Leuchte demontiert und entsorgt werden. Extrapoliert man diesen Gedanke auf den gesamten mehrgeschoßigen Wohnbau, ist das eine ungeheure Menge an Abfall den man mit der Leuchten Auswahl vermeiden kann.

TR Ing. Manfred Kernstock, Juni 2024

Der Autor ist Eigentümer eines Ingenieurbüros für Elektrotechnik und hat in dieser Funktion die (elektro)technische Infrastruktur von rund eintausend Objekten saniert, etwa 700 davon in mehrgeschoßigem Wohnbau.